Die Geschichte des Club Glühlicht

Im Jahre 1903 initiierte die damalige Klempner-Innung Braunschweig einen Buchführungslehrgang für interessierte Mitglieder. Durchgeführt wurde dieser Lehrgang von Herrn Todt aus dem Hause Wullbrandt + Seele, Braunschweig.
Als Prokurist einer Großhandelsfirma für "Sanitäre Installationsartikel und Klempnereibedarf" kannte er die Lücken in den Buchführungskenntnissen seiner Kunden nur allzu gut.

Als dann im Herbst 1903 dieser Lehrgang zu Ende ging, schlossen sich 27 Teilnehmer zu einer Vereinigung zusammen, der sie den Namen >Club Glühlicht, Braunschweig, Fachverein der Klempnermeister von 1903< gaben. Diesen Namen hatten sie mit Bedacht gewählt. War doch, das erst vor einige Jahre von Freiherrn Auer zu Welsbach erfundene Gasglühlicht dabei, seinen Siegeszug für die künstliche Beleuchtung anzutreten. Nicht nur als Straßenbeleuchtung, sondern auch als Ausstattung von Komfortwohnungen der damaligen Zeit wurden von den Klempnern Gasbeleuchtungen erstellt. Daran erinnert noch heute das Clubemblem.

Es stellt den Glühstrumpf des Gasglühlichtes dar.

Als Gründungstag des Club Glühlicht wurde der 1. Dezember 1903 festgelegt. Der erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 rief viele Mitglieder "ins Feld". Sie wurden von den Daheimgebliebenen regelmäßig mit Briefen und Liebesgaben bedacht. Dem Weltkrieg folgte die Inflation. Um die Mitglieder vor Schaden zu bewahren, wurde 1921 eine wirtschaftliche Vereinigung gegründet, die über das ganze damals selbständige Land Braunschweig ausgedehnt wurde. Die Clubmitglieder hatten es übernommen, einmal wöchentlich Kalkulations- und Preislisten über sämtliche Klempner- und Installationsartikel auszuarbeiten. Diese Listen des Clubs waren überall begehrt und anerkannt. Mit dem Ende der Inflation wurde diese Vereinigung wieder aufgelöst.

In die Zeit der höchsten Inflation fiel das 20jährige Stiftungsfest am 1. Dezember 1923. An diesem Tage hatte eine Billion Mark den Wert einer Goldmark. Mit Geld war daher kein Fest auszurichten. Es wurde trotzdem gefeiert. Für jede teilnehmende Person mußten 3 Kilogramm Altblei abgeliefert werden. Damit waren sowohl das Menue, es gab Ochsenschwanzsuppe, Schnitzel mit Kartoffeln und Gemüse- als auch die Nebenkosten, wie auch die Musik, bezahlt.

Ein großer Tag war das 25jährige Stiftungsfest 1928, das Hersteller und Lieferanten aus ganz Deutschland nach Braunschweig führte. Im Zuge der Handwerkerbewegung schlossen sich am 7. Oktober 1926 auch die Söhne der Mitglieder zu einer Vereinigung zusammen, die sie "Jung-Glühlicht" nannten. Großer Wert wurde auf die berufliche Fortbildung gelegt. Es wurden Gaskurse und Meistervorbereitungskurse mit Erfog durchgeführt. Es folgten Gasgerätekurse, Schweiß- und Heizungskurse.

Vom 26. bis 28. Juli 1929 fand die erste Exkursion zu den Junkers-Werken in Dessau statt. Die Teilnehmer reisten mit Motorrädern an. Daraus entwickelten sich die später jährlich stattfindenden Exkursionen des Club Glühlicht zu Herstellern in ganz Europa.

Im Jahre 1933 schloss sich der Club Jung-Glühlicht dem alten Club an; damit gibt es fortan wieder nur einen Club Glühlicht.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten sollten durch die "Gleichschaltung" alte Überlieferungen verschwinden, so auch der Club Glühlicht. Ein Obermeister jener Zeit erklärte den Club für aufgelöst und verlangte die Vermögenswerte. Glücklicherweise verfügte der Club über einige Mitglieder, die Rückgrat zeigten und das Wertvollste retteten.

Sieben unentwegte Mitglieder pflegten die alten Tugenden weiter am Stammtisch "Pinnalmaker", einem alten Braunschweiger Ausdruck für Klempner. Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 wurde ein Teil der bis zur zwangsweisen Auflösung dem Club angehörenden Mitglieder einberufen. Sie mußten Ihren Dienst in Marine, Heer und Luftwaffe, teilweise weitab von der Heimat leisten. Trotzdem wurde die Verbindung mit ihnen aufrecht erhalten. Die sieben "Pinnalmaker" hielten im Sinne des Versprechens, das jedes neue Mitglied bei der Aufnahme abgibt >Freundschaft, Wahrheit, Treue< trotz Intrigen, Bombenangriffen und Besatzung, das Clubeigentum zusammen, um es dem Club zum geeigneten Zeitpunkt wieder zurückgeben zu können.

Die erste offizielle Versammlung nach dem Kriege fand am 3. Dezember 1945 wieder bei unserem Clubmitglied, dem Klempnermeister und Gastronom Erich Habenicht statt. Dazu wurden die Damen eingeladen, Spenden von Mitgliedern ermöglichten eine Kaffeetafel. Ab 1946 fand dann ein normales Vereinsleben statt. Es wurde wieder gereist, so u. a. zur 1. Hannovermesse. 1951 beging die Klempner- und Installateurinnung Braunschweig ihr 300jähriges Bestehen mit tatkräftiger Unterstützung der Clubmitglieder.

1952 fand dann die erste Studien- und Informationsfahrt nach dem Kriege statt. Sie führte zu den Firmen Vaillant, Seppelfricke und Buderus.

Im Jahr des 50jährigen Clubjubliläums 1953 ging die Fahrt in Richtung Norden, zu den Firmen Ahlmann in Rendsburg, zu Villeroy & Boch und zur Badeofenfabrik Bischhof & Kuhnert, beide in Lübeck. Diese Exkursionen, die uns heute auch in andere europäische Länder führen, sind seither traditionell im Herbst bei jedem Clubmitglied fest im Kalender eingeplant. Erstaunlich ist immer wieder die Fülle von Informationen, die die Fahrtteilnehmer für ihre berufliche Arbeit dabei aufnehmen konnten. So ist es äußerst interessant wie die später von uns zu verarbeitenden Produkte entstehen, welcher Entwicklungs- und Produktionsaufwand erforderlich ist und welche Vertriebsstrategie von den einzelnen Herstellern angewandt wird. Selbstverständlich kommt bei diesen Exkursionen die Geselligkeit nicht zu kurz. Nach Werksbesichtigungen, Verkaufsschulungen und Produktinformationen klingt ein jeder Tag in gemütlicher Runde mit den Repräsentanten der besuchten Betriebe aus.

Neben diesen Exkursionen gibt es einen weiteren Glanzpunkt im Clubleben. An jedem 1. Sonnabend im Dezember findet das Stiftungsfest statt. Dabei wird im festlichen Rahmen der Gründung des Clubs im Jahre 1903 gedacht. Die Mitglieder feiern an diesem Abend gemeinsam mit ihren Frauen, Gästen vom Handel und von den Herstellern, mit Geschäftsfreunden, Bekannten und Verwandten. Nach gutem Essen wird bis zum frühen Morgen das Tanzbein geschwungen und manch ernstes oder weniger ernstes Problem an der Bar diskutiert.

HJK KHS 01.02.2003